Selten hat ein neues Fahrzeug für so viel Aufsehen gesorgt. Quasi über den Winter hinweg verfolgte die Fangemeinde den Werdegang des neuen Scania von "Andal" Schubert aus Gmund am Tegernsee. Im Januar dann erschienen die ersten Fotos auf Facebook.
Der Neue hört auf den verheißungsvollen Namen "Vento Nero" (schwarzer Wind) und gehörig Staub aufgewirbelt hat er allemal. Denn er ist der erste ausgelieferte Scania der neuen Generation für den deutschsprachigen Raum. Eine entsprechend unterzeichnete Urkunde war Schubert 2016 auf der IAA Nutzfahrzeuge in Hannover überreicht worden.
Nach der Auslieferung ging die Sattelzugmaschine sofort zu Jumbo-Fischer nach Neu Wulmstorf und verschwand dort wohlbehütet hinter den Hallentoren. Beinahe täglich arbeiteten die Mechaniker und Konstrukteure von Jörgen Fischer an dem Fahrzeug. Zunächst ging es vor allem um die partielle Vermessung des 580- PS-Scania. Danach wurden alle erdenklichen Zubehörelemente aus den Regalen anprobiert und angepasst. Es ging nur vordergründig um die Beantwortung der Frage, was der Sattelzugmaschine am besten zu Gesicht stehen würde. Vor allem sollte durch die aufwendige Prozedur ein umfangreicher Produkt- und Zubehörkatalog für Jumbo-Fischer für die neue Fahrzeuggeneration von Scania erarbeitet werden.
Ganz im Schubert-Stil finden sich in der Endfassung so gut wie keine blank polierten oder verchromten Zubehörelemente mehr. Alle Bauteile wurden entweder lackiert, pulverbeschichtet oder mit Folie überzogen.
DER ALLERERSTE SCANIA IST NOCH WIE EIN UNBESCHRIEBENES BLATT
Im neuen Jahr wurde der Scania S dann zum Lkw-Zubehör-Unternehmen von Sabine Kniebaum und Ernst Auhuber nach Berg überstellt. "Lederhäuptling" Ernst Auhuber hatte es sich nicht nehmen lassen, höchstpersönlich von Neu Wulmstorf nach Oberfranken zu überführen. Und auch in Berg dauerte der Boxenstopp etwas länger als normal, weil man sich zunächst einmal mit dem neuen Modell vertraut machen wollte.
Selbst in der durchdachten Scania-Hütte fanden die Innenausstattungsspezialisten noch Raum für Verschönerungen. Highlight sind die Sitze mit gestickten Firmenlogos an den Kopfstützen und eine Sitzfläche im Rautenmuster. Zeitgleich zur Veredelung des Innenraums wurde das typische Firmendesign angebracht. Die Folien hat Bernhard Taubenbergers Firma Refo-Tech in Miesbach erdacht und angefertigt.
Die zweiachsige Sattelzugmaschine ist das siebte Fahrzeug im Fuhrpark. Neben den eigenen disponiert man im Betrieb drei weitere Lastzüge eines befreundeten Subunternehmers. Der Vento Nero-Scania wird auch als Jubiläumsmodell zum 15-jährigen Bestehen des Transportunternehmens verstanden; 2002 hatte Andreas Schubert den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt.
Das große Los unter den Fahrern zog Bernhard "Berni" Lepsien aus Grainau bei Garmisch-Partenkirchen. In seine verantwortungsvollen Hände gab der Chef das neue Aushängeschild samt Ecotrail-Planenauflieger des österreichischen Herstellers Berger. Hauptsächlich wird der Sattelzug auf den Routen zwischen Süddeutschland und Italien anzutreffen sein. Denn bei allem Rummel: Andal Schubert ist in erster Linie Lkw-Fahrer und Transportunternehmer mit Leib und Seele. "Asphalt Cowboy" zu werden war nie das vorrangige Ziel. "Einen Andreas Schubert und sein Transportunternehmen würde es auch ohne die Fernsehserie geben!", sagt der 41-Jährige. Seinen Berufsstand nach vorne gebracht hat er aber allemal. Otto Miedl