Hokan Runnheden kennen viele Fahrerkollegen in Schweden als "Mister T"- weil er auch nach dem jähen Produktionsende der T-Modelle die prächtigsten "Edelschnauzer" von Scania als Arbeitsgeräte bevorzugt. Als selbstständiger Transportunternehmer ist er zumeist im Linienverkehr zwischen seiner Heimatstadt Helsingborg und Mittelschweden unterwegs.
Die Nordländler sehen das mit den Lastwagenmaßen und deren Gewichten bekanntlich nicht so eng wie bei uns. So dürfen siebenachsige Sattelzüge 23 Meter lang sein und stolze 60 Tonnen wiegen. Bei den entsprechend angelegten Straßen und Firmenhöfen macht sich eine Lastwagenschnauze da gar nicht weiter bemerkbar.
Allein der Sattelauflieger bietet 18,5 Meter Ladelänge. Der ganze Lastzug wiegt gut 20 Tonnen, so dass über 39 Tonnen Nutzlast erlaubt sind. Bei solchen Gewichten ergibt ein Achtzylinder mit kraftvollem Drehmoment richtig Sinn, um die Fuhre adäquat in Schwung zu halten. Und da die Schweden keine Maut nach Abgasklasse haben, kann man auch noch mit etwas älteren Maschinen arbeiten.
"Hochwärts" gibt es üblicherweise Fertigteile aus Beton, die Hokan mal zu Lagerplätzen und mal direkt zu Baustellen liefert. Sein vierachsiger Auflieger ist raffiniert konstruiert, rechts mit einer festen Seitenwand, links mit Bordwänden und einer zweigeteilten Rollplane, die sich komplett über die Seite und das Dach öffnen lässt.
HOKAN RICHTETE DAS GUTE STÜCK FEIN HER
Als wir mit ihm im Sommer erstmals auf Tour waren, fuhr er noch die alte Zugmaschine, einen T164/480, den sich ein Kartoffelgroßhändler 2004 beschafft hatte, um damit dann fast nur im Nahverkehr unterwegs zu sein. Hokan kaufte das gute Stück 2009 und richtete es sich als Supertruck mit effektvoller Lackierung und prachtvollem Zubehör her.
Was würde die Schwerlastgruppe Münster wohl sagen, wenn sie einen LKW mit Blaulicht am Dach treffen würde? In Schweden nehmen die Ordnungshüter solche Verrücktheiten jedenfalls noch mit Humor. Auf ebenso gute Art "verrückt", in jedem Fall spektakulär zeigt sich auch der Innenraum, mit dem "alten", dafür großen Dachschlafbett vorne und einer Rückwand, bei der die Form des Scania-Kühlergrills aus Kunststoff als Deko nachgeformt ist.
Heimwärts lädt Hokan für einen festen Auftraggeber in Strängnas Stahl. Dieser Job verlangt eine gewisse Erfahrung, weil die Frachtstücke die unterschiedlichsten Größen und Formate haben und an mindestens zehn verschiedenen Stellen in und vor den Hallen geladen werden müssen. Außerdem wird in Schweden eine ziemlich strikte Ladungssicherung verlangt.
Der 51-Jährige ist das, was man ein sonniges Gemüt nennt, selbst vom Dauerregen in Strängnas lässt er sich nicht nerven. Aus seinen Augen blitzt ein freundliches Lächeln, wenn er mit den Arbeitern der Stahlfabrik scherzt. Dass er bei der Arbeit nur einen lässigen Cowboyhut trägt, beunruhigt hier niemanden: Es handelt sich um einen zertifizierten Schutzhelm, dem breite Krempen aus Kunststoff angeschweißt wurden. Mit einem ziemlich ungefilterten Grollen setzen sich die 60 Tonnen danach in Bewegung, ein Geräusch, das V8 Fans eine Gänsehautüber den Rücken treibt.
Auf dem Heimweg erzählt mir Hokan, dass erbald einen neuen Hauber bekommt. Den können wir uns nicht entgehen lassen, und so treffen wir uns drei Monate später bei Hamburg, als er seinen T580 vom holländischen Fahrzeugbauer Ematra nach Hause überführt. Das eher schlichte Blauweiß in Metallictönen sieht schon von Weitem fantastisch aus.
Diese Maschine ist noch einzigartiger, weil die Topline Kabine des 2006 ausgelieferten Haubers um 80 Zentimeterverlängert wurde und das Fahrwerk von allen Anbauteilen gestrippt und auf amerikanischen Stil umgebaut wurde. Selbst die Anschlüsse für Kabel- und Luftschläuche sind zwischen dem Rahmenverschwunden. "Mister T" macht es richtig, er lebt seinen T-Traum!