Beim Stichwort Showtruck denkt man in Frankreich sofort an die blauen Lkw des Trendsetters Rouillon, einer Spedition im Nordosten Frankreichs - und an die roten Monster-Trucks der Spedition Beau aus dem 2000-Seelen-Dorf Couhé in der Auvergne.
Viele, die in Frankreich auf Tour sind, kennen die Flotte und halten regelmäßig Ausschau nach den "berühmten roten Trucks" der beiden sympathischen Brüder, die das Unternehmen führen: Philippe, der Gründer der Spedition, und sein Sohn Romuald, der inzwischen die Leitung übernommen hat. Aber auch Philippes Bruder Christophe ist Mitglied des Familienbetriebs und arbeitet vorwiegend als Fahrer - ihm gehört der hier vorgestellte Scania R580.
VON UNTEN NACH OBEN GEARBEITET UND HEUTE STOLZER SCANIA-FAHRER
"Ich war 14, als ich bei Philippe anfing. Erst einmal habe ich jeden Samstag die Fahrzeuge gewaschen und - wenn genug Zeit blieb - ein bisschen geschraubt", erinnert sich Christophe. "Sobald ich 18 war, fuhr ich in den Ferien als Express-Kurier mit einem 3,5-Tonner zwischen Poitiers/Angoulême und Paris hin und her. Erst nach dem Militärdienst, wo ich den Lkw-Führerschein erwarb, konnte ich dann ab 1993 den ersten 40-Tonner fahren. Für Beau war ich immer auf der Route Bordeaux-Paris-Belgien unterwegs. Seit Romuald 2015 das Unternehmen übernommen hat, fahre ich nur noch zwischen Bordeaux und Paris", fügt er hinzu.
Christoph Beau ist auch schon Daf und Volvo gefahren, aber die schwedischen Trucks von Scania haben es ihm besonders angetan. Als er sich für seinen neuen täglichen Begleiter entscheiden musste, schwankte er lange zwischen einem Scania der R-Serie und dem neuen Modell der S-Reihe.
Obwohl Christophe seine Wahl manchmal ein wenig bedauert, wie er zugibt, kann er angesichts des fantastisch umgebauten Scania R580 doch sehr zufrieden sein. Nachdem der fabrikneue Lkw im Januar 2017 bei Scania in Jarnac eingetroffen war, führte ihn seine erste Reise direkt in die Niederlande zu "Exclusive Truckstyling", einem Spezialisten für die Innen- und Außenausstattung.
Dort sollte der Truck rundum verschönert werden. Vorne erhielt er einen größeren, zu den Seiten hin auslaufenden Stoßfänger, auf dem unterhalb der Original-Tagfahrlichter geschwungene LED-Bänder angebracht wurden. Unten in der Mitte wurden vier rechteckige Fernscheinwerfer platziert. Das zentrale Schmuckstück ist einer der Bestseller des letzten Jahres: eine fantastische Windschutzscheibe von Coles & Sons, den Zauberern aus Banbury. Darüber prangt eine glatte Sonnenblende mit vier Scheinwerfern und neun Scania-Umrissleuchten, gekrönt von einer hübschen Zubehörsammlung: Ein imposantes Namensschild und zwei sehr sorgfältig in Rot lackierte Michelin-Männchen, die perfekt zu den typischen Rottönen der Spedition Beau passen, schmücken die Dachreling.
FÜNF MONATE LANG WURDE DER R580 ZUM SHOWTRUCK UMGESTALTET
Die Seiten des R580 erhielten eine stromlinienförmige Verkleidung, die auch zusätzliche Fläche für die Dekoration auf der Rückseite schafft. So ist ein Gesamtkunstwerk entstanden, das sich von der an die Oberkante der Kabine nahtlos angrenzenden Verkleidung über den seitlich herumgezogenen hinteren Stoßfänger mit den norwegischen Scheinwerfern bis zu den geriffelten, lackierten Alublechen erstreckt, die das Innenleben des Scania verhüllen.
Nach dem äußeren Umbau ging es an das Umgestalten der Kabine: Das in der Werksversion nüchterne Interieur wurde mithilfe von Nadel, Faden und Farbe wohnlicher. Cremefarbenes Leder und braunes Alcantara, zwei elegante Materialien in warmen Farbtönen, begleiten Christophe jetzt auf den täglichen Fahrten.
Nach fünf langen Monaten in den Niederlanden kehrte der Scania dann endlich nach Frankreich - genauer gesagt, ins südfranzösische Uchaud - zurück. Dort, in der Nähe von Nîmes, arbeitet Lorent, der bevorzugte Grafiker und Maler der Brüder aus Couhé. Inspirationsquelle für das Thema des "Alaskan Malamute" war der beeindruckende Hund von Christophes Frau Josiane. Er ist der ganze Stolz des Ehepaars, das inzwischen total begeistert von dieser Rasse ist, die es zuvor gar nicht kannte. Der Sohn der beiden, Valentin, hatte sich einen Alaskan Malamute ausgesucht. Als er seinem Vater ein Foto zeigte und Christophe meinte "Ach, ein Husky", belehrte ihn Valentin: "Nein, kein Husky, ein Alaskan Malamute. Das ist nicht das Gleiche."
Huskys sind kleiner und weniger muskulös. Inzwischen gibt Christophe diese Antwort allen, die ihn auf das Motiv seines Lkw ansprechen. Der Name des Alaskan Malamute geht auf ein Inuitvolk zurück, die "Mahlemiut", was so viel bedeutet wie "Menschen, die dort leben, wo es hohe Wellen gibt". Die starken und mutigen Hunde, denen auch eisigste Temperaturen (bis -45 °C) nichts anhaben können, ziehen im Winter Schlitten und im Sommer Fischerboote. So sichern sie das Überleben der Mahlemiut. Die Hunde sind kräftig, sie haben einen robusten Körperbau und tragen ihren buschigen Schwanz oft nach oben über den Rücken gebogen. Sie haben nur eine Augenfarbe: Braun. Unter den Schlittenhunden sind sie zwar die langsamsten, aber dafür besonders ausdauernd. Ihre Fähigkeit, sehr schwere Lasten zu ziehen, hat ihnen bei den Mahlemiut den Spitznamen "Lokomotive des Nordens" eingetragen.
HUNDERTE FOTOS ALS VORLAGE FÜR DIE GRAFIKEN AUF DEM TRUCK
"Um Lorent genügend Material zu liefern, musste ich mehr als 250 Fotos von meiner Malamute-Hündin Tsuki machen - in allen erdenklichen Posen", erzählt Christophe. Von diesen Vorlagen inspiriert, hat Lorent - wie immer - eine fantastische Arbeit abgeliefert. Auf der Beifahrerseite stellte er Tsuki einen Inuit mit zerfurchtem, von der Sonne gegerbtem Gesicht an die Seite. Über beiden Porträts auf dem Aufbau strahlt ein Polarlicht. Auf der Fahrerseite prangt der Kopf eines imposanten Malamute über einem Hundegespann, das Sébastien Bourquin, einem Freund von Christophe, gehört. Der Schweizer besitzt eine von Tsukis Hundeschwestern.
Auch die Rückseite des Trucks ist ein Hingucker: Dort findet sich ein wunderschönes Porträt der Hündin von Christophe und Josiane. Außerdem zieren Tsukis Augen die Front des Lkw. Eine Idee, die schon andere hatten, die aber hier besonders beeindruckend umgesetzt wurde. In puncto dekorierte Lkw gehört die Spedition Beau zu den Besten in Frankreich, was auch der "Alaskan Malamute" eindrucksvoll beweist. Xavier Stefaniak