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Schweizer Spitze

26.07.2012 08:00 Uhr
Schweizer Spitze
Feiernde Trucker, aufgemotzte LKW und ein "palettierter" Volvo-Messestand: Beim Trucker- und Countryfestival in Interlaken ging es rund.
© Foto: Jan Burgdorf

Groß, größer, Interlaken! Einmal im Jahr feiern die Schweizer Chauffeure Europas größte Lasterparty.

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Auf manchen Betriebshöfen Schweizer Transportunternehmen herrscht einmal im Jahr auch am Wochenende gähnende Leere. Dann wird ab Freitag Mittag nicht selten die ganze Firmenflotte "umdisponiert". Ziel: das Trucker und Countryfestival in Interlaken. 1400 Trucks und knapp 70.000 Besucher kamen in diesem Jahr, um Europas größte Trucker-Fete zu feiern. Und nicht wenige Chefs nutzen das Event für einen gemeinsamen Firmenausflug samt Laster, Familie und Freunden.

EUROKRISE: DER EXPORT LIEGT DERZEIT AM BODEN

"Interlaken ist einfach das Highlight des Jahres und die perfekte Möglichkeit, mich bei meinen Chauffeuren für ihre tolle Arbeit zu bedanken", erklärt ein Unternehmer, der bescheidener Weise lieber "unerkannt" bleiben möchte. Und fügt leiser hinzu: "Und gerade loyale Fahrer sind in diesen Zeiten überlebenswichtig!"

Denn trotz Partystimmung hat auch die Schweizer Transportbranche derzeit mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen. "Es ist überhaupt kein Problem, eine Ladung in die Schweiz zu bekommen. Aber raus ist es im Moment fast unmöglich, sofern du nicht Verlust einfahren möchtest," berichtet Reto Sauer, der mit seinem Mercedes Actros 1851 vorrangig Schnittholz transportiert. Schuld an dieser Misere trägt die derzeitige Eurokrise, durch die der Schweizer Franke deutlich aufgewertet wurde. So gestaltet sich für die Eidgenossen der Einkauf im Ausland zwar sehr günstig, dafür liegt der Export quasi am Boden.

Eine weitere Herausforderung begann für die Transporteure am 1. Juli. Denn seit diesem Datum gewährt die Schweizer Regierung Euro-6-sauberen Lastwagen satte zehn Prozent Ermäßigung pro gefahrenen Kilometer bei der Schwerverkehrsabgabe. Die gilt in der Schweiz übrigens nicht nur auf Autobahnen, sondern auf allen Straßen. Wer im Fernverkehr die entsprechende Kilometerleistung auf den Tacho bringt, muss also aus wirtschaftlichen Gründen entsprechend aufrüsten. Und das, obwohl der Euro-5-LKW vielleicht noch kaum eingefahren ist. "Zur Zeit können sowieso erst zwei LKW-Hersteller Euro-6-Motoren liefern, entsprechend 'störrisch' geben sich Scania und Mercedes natürlich beim Thema Preisverhandlung," weiß Reto Sauer aus eigener Erfahrung zu berichten.

Steht ein neuer Lastwagen aber erst einmal auf dem Hof, dann verschönern die Schweizer ihn gerne mit schmucken (Firmen)-Lackierungen, dem einen oder anderen dezenten Chromteil oder auf Hochglanz polierten Alufelgen.

CHROM-ANBAUTEILE SIND IN HELVETIEN VERBOTEN

"Ein Bullfänger oder Lampenbügel, wie man es in Deutschland oder Italien oft sieht, würde meinem Truck allerdings ebenfalls ausgezeichnet stehen. Aber leider ist so etwas bei uns offiziell verboten. Und unsere Kantonspolizisten sind nicht nur in diesem Punkt sehr streng", grinst DAF-Chauffeur Thomas Bieg.

Sicherlich nicht nur deswegen wird es auch bei den Schweizern langsam problematisch mit dem Nachwuchs. "Bis 2020 geht ein Großteil unserer Berufskraftfahrer in den wohlverdienten Ruhestand", weiß Thomas Bieg, "das Problem ist lange bekannt, aber unternommen wurde dagegen bislang wenig!"

Die Feierlaune ließen sich die Schweizer trotz allem nicht verderben. Auf ihren fürs Festival zum Wohn- und Schlafzimmer umfunktionierten Aufliegern wurde zusammengesessen und gegrillt. Mittels phantasievollen fahrbaren Untersätzen unternahm man Ausflüge über das riesige Festivalgelände oder lauschte den Klängen der teils hochkarätigen Bands. Über Probleme lässt sich schließlich noch genug nachdenken, wenn der Laster nächste Woche wieder auf dem Firmenhof parkt.

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