Renault fahre ich nie wieder", sagt Christian Schmidt, "auch wenn er nagelneu ist, das ist für mich kein Auto." Um den 24-Jährigen als Fahrer zu gewinnen, musste Chef Ingo Ellguth seinen eigenen Scania rausrücken.
Seit Anfang März fährt Christian Futtermittel auf Schubboden für Ellguth Transporte in Dinklage. "Bisher wurde der Scania teils von drei Fahrern gefahren, deshalb hat er schon 141.000 Kilometer auf dem Tacho", erzählt er, obwohl der LKW am 12. Mai erst ein Jahr alt werde. "Seit ich ihn habe, kommt hier kein anderer mehr rein."
Christian ist nicht begeistert, dass ausgerechnet heute Klamotten auf dem Bett herumliegen, weil der Chef nach Beilngries mitgekommen ist: "Es hat mir schon gereicht, dass er hier beim Runterfahren Kaffee verschüttet hat." Ansonsten ist er mit Ingo Ellguth, seinem Job und der Firma sehr zufrieden. Der Chef, die Kollegen Frank, Tino und er selbst seien allesamt Fahrer mit Leib und Seele: "Das macht einfach Spaß." Die Bezahlung sei gut, das Klima auch. "Wenn ich mal erst am Samstag nach Hause komme, sagt der Chef von sich aus, ich soll Montag frei machen, damit die Freundin nicht zu kurz kommt", erzählt Christian. "Was will man mehr?"
Bei seiner letzten Firma sei das anders gewesen. Im ganzen Jahr 2011 habe er kaum einen Tag Urlaub bekommen. "Vom Fahren her ging es, das Auto war okay, ein Volvo, der jetzt zwei Jahre alt geworden ist. Aber wenn der Rest nicht passt ..." Kollege Frank sei früher auch bei dieser Firma gefahren.
Chef Ingo hat er bei Günter Pilles Trucker-Weihnacht kennengelernt. Schon damals habe Ingos Freundin Tanja gesagt: "Wir kriegen das schon hin, dass du bei uns fährst." Einige Zeit später hat sich Fahrer Tino zwei Rippen gebrochen. Christian hatte seinen alten Job inzwischen hingeschmissen. Er sprang für Tino ein, auf Renault.
CHRISTIAN HAT DREI BERUFSAUSBILDUNGEN
Die Arbeit ist für Christian kein Problem: Futtermittel auf Schubboden, wie bei seiner alten Firma. Er kennt die Branche, teilweise auch die Kunden. Noch vor Christians Zeit war Ingo Ellguth selbst dort als Fahrer tätig, bis ihn sein jetziger Auftraggeber dazu drängte, sich selbstständig zu machen und für ihn zu fahren. Anfangs war Ingo von dem Gedanken nicht begeistert, doch der Auftraggeber bot ihm genügend Sicherheit, bis er sich zum Schritt in die Selbstständigkeit durchrang.
Christian gefällt sein Job: "Nebenantriebsknopf drücken und fertig. Die einzige Arbeit ist das Auswaschen." Während seines Praktikums nach der Umschulung hatte er Stückgut gefahren, Gefahrgut für BASF. "Mannheim - Ludwigshafen - Hamburg, das war eigentlich Linienverkehr", erzählt er. "Aber die ganze LaSi und so ... Neee! Nie wieder Stückgut."
Die BKF-Ausbildung und den LKW-Schein hatte ihm das Arbeitsamt bezahlt. Zuerst aber musste er zum Lager-Logistiker umgeschult werden, damit der PKW-Führerschein bezahlt wurde. Den konnte sich Christian mit dem Gehalt als Klempner-Lehrling nicht leisten, zumal der junge Mann damals schon Vater war. Inzwischen sind es drei Kinder, mit denen er aber kaum Kontakt hat, da die Mutter ihn wegen des Junior-Chefs seiner früheren Firma verlassen hat.
INTERNET UND HANDY SIND UNVERZICHTBAR
"Mein Ältester wird auch mal Fahrer", glaubt Christian, so wie in seiner Familie fast alle Fahrer sind, "Papa, Stiefpapa, Onkel ... - Wir haben Diesel im Blut". Sein Vater fährt immer noch, obwohl er schon 59 Jahre alt sei, - oder doch erst 56? So genau wie bei den Autos wisse er das nicht, "mit dem muss ich ja nicht zum TÜV", erklärt er.