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Holzkranfahrer: Mit Zukunftstechnik durch den Forst

28.10.2017 08:00 Uhr
Holzkranfahrer: Mit Zukunftstechnik durch den Forst
Vom bequemen Beifahrersitz aus krant Denny mittels der beiden Joysticks und einer HiVision-Brille
© Foto: Gerlach Fronemann

Denny Müller steuert bei der Firma Ungefroren Transporte & Baustoffe im Südharz den Kran eines MAN 26.500 mittels Virtual-Reality-3-D-System. TRUCKER begleitete Denny einen Tag lang in seiner waldreichen Heimat.

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Denny Müller (27) fährt seit sieben Jahren Lkw, anfangs einen Kipper, dann im Fernverkehr: "Das war eine wichtige Erfahrung, aber damals war ich wenig zu Hause." Denny bewarb sich schließlich beim Unternehmen Maik Ungefroren im Südharz.

Die Arbeit mit dem Kipperzug führte Denny durch den Harz und Nachbarregionen: "Das war sehr abwechslungsreich, du hattest Kontakt zu den Leuten auf den Baustellen und warst abends in deinen vier Wänden." Da das Unternehmen zum Teil Zugmaschinen mit Wechselaufbau einsetzt - mal Gliederzug mit Kippbrücke, Sattelzug mit Kipper oder Holztrailer - sammelte Denny Müller Erfahrung im Baustofftransport auf teils schwierigen Baustellenzufahrten.

VIRTUAL REALITY IST BEI DENNY NORMALER ALLTAG

Im Spätjahr 2016 bestellte Maik Ungefroren einen neuen Kurzholzzug mit einem MAN TGS 26.500 6x2 mit Hydrodrive. Die Kurzholzaufbauten auf Lkw und Anhänger führte die nah gelegene Südharzer Fahrzeugbau GmbH SHB in Berga aus. Deren Geschäftsführer Mario Müller ist Partner von Hiab/Loglift-Kränen. Auf der Bauma im April 2016 hatte die Cargotec Corporation einen Kran mit vom Beifahrersitz aus bedienter Fernsteuerung vorgestellt, die Hiab "HiVision"-3-D-Steuerung. Der Fahrer sieht die Umgebung seines Lkw durch eine Virtual-Reality-Brille und steuert den Kran über zwei Joysticks auf den Armlehnen. Fahrzeugbauer Mario Müller erkannte die Vorteile des HiVision-Systems und informierte seine Kunden.

MUTIGER SCHRITT ZUM BRANDNEUEN 3-D-SYSTEM

Während die Skepsis bei vielen Holztransporteuren überwog, wagte Maik Ungefroren als erster Kunde in Deutschland die Investition: "Ich habe mich schon im Vorfeld damit beschäftigt. Mario Müller hat sich für HiVision eingesetzt und den Einbau gut gelöst. Wir haben Lust auf Neues."

Der Unternehmer sieht die Vorteile im Schutz des Fahrers vor schlechtem Wetter und vor herabfallenden Ästen, auch die Übertragung von Schlägen auf den Fahrer sei passé. Ausrutschen beim Aufoder Absteigen würden vermieden. "Auch zählt der Nutzlastgewinn von bis zu 400 Kilo, je nach eingespartem Kransitz oder Krankabine. Die zusätzliche Nutzlast und die eingesparten Kosten für die Krankabine schlagen sich bei täglich zwei bis drei Rundtouren deutlich nieder."

Der Chef bot Denny Müller den neuen Zug mit dem revolutionären System an. "Ich war sofort einverstanden, das war eine Herausforderung", berichtet Denny. "Ich hatte noch kaum Erfahrung mit Kransteuerungen vom Kransitz aus, aber so gab's auch keine Umstellungsprobleme. Ein Mitarbeiter von Loglift hat mich gründlich eingewiesen. Nach vierzehn Tagen war ich schon recht fit."

Denny ist mit dem Thema Holz vertraut. Seine Familie besitzt seit Generationen mehrere Hektar Wald und nutzt diesen wirtschaftlich: "Ich hab schon als kleiner Junge beim Holzmachen geholfen. Nach der Schulzeit habe ich in einem Parkettsägewerk den Beruf Holzbearbeiter gelernt. Mir gefällt das draußen in der Natur bei Wind und Wetter. Die Arbeit auf einem Holzzug ist sehr abwechslungsreich."

BEWEGLICHER KAMERA-ARM LIEFERT 270-GRAD-BLICK

TRUCKER begleitet Denny heute auf der Tour zu einer Papierfabrik in Alfeld. Nach der Qualitätskontrolle nimmt er die Spanngurte ab und setzt sich auf den Beifahrersitz: "Der ist luftgefedert und schluckt alle Erschütterungen." Nun setzt er die vorn geschlossene Brille auf und legt die Hände um die Joysticks: "Die Brille überträgt ein 3-D-Bild von vier Kameras an einem beweglichen Arm neben dem Kran. Der Blickwinkel beträgt 240 Grad." Dreht der Fahrer seinen Kopf zur Seite, wechselt das Brillenbild von den nach vorne gerichteten Kameras zu den beiden seitlichen. Schon bewegt Denny die Joysticks - und etwa 15 Meter entfernt von seinem Sitz greift er einen dünnen Stamm, schiebt den Greifer neben der Antriebsachse zur Mitte und hebt das dünne Holz in die Lücke eines Stapels. Genauso feinfühlig greift er später Grasbüschel aus einem Hub, zieht sie heraus und wirft sie neben den Lkw. Dann dreht er den Kran in Richtung Anhänger, fährt ihn aus, greift einen ersten Stapel Holz.

Der Arm mit dem Kameragehäuse - es ist dort angebracht, wo normalerweise der Kranbediener auf dem Hochsitz oder in der Krankabine seine Augenhöhe hat - schwenkt mit und hebt oder senkt sich jeweils in Richtung Greifer. Die Kollegen staunen. Denny krant derweil entspannt vom Fahrerhaus aus. Nach der Entladung geht es nach Wernigerode und weiter in einen Forst. Dort wird der Anhänger abgehängt: "Es geht in ein Tal, wo ich nicht wenden kann." Vor Ort fährt er jetzt vom Beifahrersitz aus die Stützen aus: "Zwei Kameras überwachen ihren Stand."

Nach der Ladungssicherung belädt Denny einige Kilometer weiter den Anhänger, dann geht es über den Harz vorbei an der Rappbode-Talsperre, neben der sich die längste Fußgängerhängebrücke Deutschlands (483 Meter) über den Abgrund spannt.

Unser Ziel ist die Parkettsäge, in der Denny gelernt hat. Ehemalige Kollegen begutachten den ihnen schon vertrauten Lastzug beim Entladen: "Der lädt vom Fahrerhaus aus so schnell wie ein Kranführer auf dem Kransitz", stellen sie fest. "Jetzt noch vorladen, und dann ist Feierabend", strahlt Denny. Weiter geht es zum Standort Schwenda.

AM ABEND UND AM WOCHEN-ENDE ZEIT FÜR DIE FAMILIE

Nach Feierabend hat Denny Zeit für sich und Freunde. Zweimal in der Woche spielt er Volleyball: "Als Lkw-Fahrer sitzt du viel und hast wenig Bewegung. Da ist das ein guter Ausgleich." Am Wochenende hilft er der Familie oft beim Brennholzmachen. Da er jeden Abend und das Wochenende am Wohnort Wolfsberg verbringt, fühlt er sich bei Maik Ungefroren wohl: "Das ist ein guter Arbeitsplatz, an dem ich mit einem modernen Lastzug interessante Touren fahre. Im Winter oder bei Regen ist es natürlich nicht so einfach. Da musst du Ketten auflegen oder aufgeweichte Forststraßen befahren. Aber das fordert mich heraus. Und dank dem Kran mit HiVision sitze ich beim Kranen im Trockenen."

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