Kühl ist es am frühen Nachmittag im März. Aber Rolf Griffel friert nicht, während er den Sicherungskeil vor dem Reifen seines Aufliegerrades herauszieht. Die Ladung ist komplett, in wenigen Minuten wird er sich wieder hinters Lenkrad seiner Zugmaschine klemmen und Richtung Konstanz abfahren. Er ist seit fast zehn Jahren bei der BTK und einer von 170 Fahrern des Unternehmens, das seine Lkw überall in Deutschland bereithält sowie im Bedarfsfall Speditionsaufträge an sein weitreichendes Netz von Partnern weitergibt. Nebenher ist die regionale Kontraktlogistik zur klassischen Spedition und dem eigenen Fuhrpark zu einem wichtigen Geschäftsbereich herangewachsen.
Hektik ist heute in Raubling an der Inntal-Autobahn nicht angesagt - keine Fahrer, die sich die Klinke in die Hand geben. In Spitzenzeiten laden 25 Lkw pro Tag. Dennoch ist in der ziemlich neuen Logistikhalle allerhand los. Der für Personal und Technik verantwortliche Fuhrparkleiter Josef Öttl inspiziert eine Holzladung, ehe der Fahrer damit auf die Piste kann. Im 5500 m² großen Lagerbereich wird fleißig gepackt, gezählt und kommissioniert. Bis vor zwei Jahren wurden die Großkunden aus der Kunststofffolienund Küchenbranche noch aus einer Miethalle im Rosenheimer Stadtgebiet beliefert. "Der Umzug hat fünf Tage gedauert. 3500 Paletten sind halt kein Pappenstiel. Es hat sich aber gelohnt", erklärt Richard Reichert, der in der Geschäftsführung von BTK für Lager, Qualitätsmanagement und Fuhrpark verantwortlich ist. Hier kann man "vom Boden essen", denn die Halle muss der Lagerhygiene von Verpackungsfolien für Windeln und Heftpflaster genügen. Dass innen nur elektrisch betriebene Gabelstapler Verwendung finden, verwundert nicht.
DIE GESCHÄFTSFÜHRUNG ARBEITET GETRENNT VON LAGER UND LOGISTIK
Der Kopf des Unternehmens befindet sich nicht in Raubling, sondern am Stadtrand von Rosenheim - dort arbeiten rund 80 Mitarbeiter. Geschäfte werden abgewickelt, Kunden akquiriert, Beratungen erteilt, Zeitabläufe erschlossen und jede Menge Daten erstellt, damit wirtschaftlich transportiert werden kann. 77 Jahre sind seit der Gründung in Hamburg vergangen: Am 1. April 1939 fiel der Startschuss, als die Aschaffenburger Zellstoffwerke die BTK als Tochterunternehmen für Holzimporte aus nordischen Ländern ins Handelsregister eintrugen. Nach 1945 kam der Handel mit Brennstoffen dazu und schon 1959 wurde das Kontor Abfertigungsspediteur.
AUS DEM WERKVERKEHR WURDE IN DEN ACHTZIGERN FERNVERKEHR
Daraus entstanden schon wenige Jahre später 23 Außenstellen für Konzernverkehre. Da sich die Märkte änderten, warb BTK in den Achtzigerjahren um konzernfremde Aufträge und zog nach Bayern um. Professionelle Kundenakquise und -beratung war wichtig geworden. 1994, als die Tarife fielen, hatte BTK die Nase vorn - und wurde schließlich 1999 privatisiert. "Wir beschäftigen unsere Fahrer in ganz Deutschland, hier in Rosenheim organisieren unsere 30 Disponenten die Aufträge - etwa 600 pro Tag. Sie wissen, dass sie den Unternehmenserfolg, aber auch den Feierabend der Kollegen am Steuer beeinflussen - und ständig auf Kundenzufriedenheit und Kosteneffizienz achten müssen" so Bernhard Reichert.
"Auf die Kosten haben aber auch die Fahrer selbst einen großen Einfluss". Der 56-Jährige ist seit 1987 bei BTK und kennt seine Pappenheimer. "Nur wer informiert ist, wird aktiv und hat so auch das Gefühl, wie wichtig seine Arbeit ist." Reichert erstellt daher zusammen mit seiner rechten Hand, dem Verkehrsfachwirt Albert Kraus, einen sogenannten Fahrerbrief, den jeder Fahrer zusammen mit der Lohnabrechnung erhält. "Da finden sich schwarz auf weiß betriebswirtschaftliche Zahlen zum Kraftstoffverbrauch der Flotte im Vergleich zum Vorjahr oder aber Kosten durch Unfälle und Schäden, mit Hintergrundinformationen, wie sich das konkret auf die Versicherung auswirkt. Außerdem spicken wir den Fahrerbrief auch mit Informationen zu Fuhrparkkosten wie Maut oder zum Biodiesel im Probeeinsatz. In schöner Regelmäßigkeit kommen auch technische Infos dazu, etwa die Bremsenkennlinien der jeweiligen Fahrzeuge. Dies ist vor allem für unsere 23 Springer wichtig, die nicht immer mit denselben Zugmaschinen unterwegs sind", so Kraus.
"Wie ein Fahrer tickt, weiß ich spätestens nach einem Blick in seinen Kühlschrank", erklärt Reichert, der ab und zu selbst noch eine Tour übernimmt. Derzeit ist der GPS-Tempomat ein wichtiges Thema. "Ob der Sattel an den Kasseler Bergen überholt und damit zehn Minuten früher an der Rampe steht, tut nichts zur Sache. Aber ob er 25 statt 27 Liter verbraucht, ist entscheidend". Um den Dialog der Fahrer zu fördern, organisiert Kraus drei regionale Jahrestreffen, an denen zwanglos gefeiert und gesportelt wird - in Thüringen fochten die Teilnehmer letztes Jahr einen BTK-Biathlon-Cup aus.
Reichert und Kraus justieren ständig nach - mit allen Hebeln des Fuhrparkmanagements: Fahrzeuge, Tourenplanung, Kennzahlen, die wöchentlich ausgewertet und abgeglichen werden müssen. Wie auch die Zahlen der Schäden und Ausfallzeiten, die dann pro Fahrzeug, Einsatzgebiet und Fahrer aufgedröselt werden. Turnusmäßige Reifenchecks wie der "Michelin Fleet Check" sind im Einsatz, aber auch andere Monitoring-Instrumente wie die Mitgliedschaft am Teilladungssystem E.L.V.I.S. "Mit dem Netzwerk können wir jetzt nicht kombinierbare Teilpartien sinnvoll und wirtschaftlich transportieren", erklärt Reichert. Gerfried Vogt