Crisis? What Crisis?" hieß 1975 ein gefeiertes Album der Rockgruppe Supertramp. Der Titel ("Krise? Welche Krise?") ist die perfekte Beschreibung, wenn es darum geht, in Italien ein schönes Fest zu feiern. Das haben sie uns voraus, die Südländer: Auch wenn die Wirtschaft am Boden liegt, ist das kein Grund, am "weekend del camionista" mit sauertöpfischen, besorgten Minen herumzulaufen. Ganz im Gegenteil. Mit Freunden oder Gästen wird zwar kräftig über die Politiker abgelästert, für die sie südlich des Brenners nur noch Verachtung übrig haben. Aber nach ein paar kernigen Sprüchen reicht es auch wieder - schließlich scheint die Sonne, es gibt viel zu sehen und gutes Essen. Es war also wieder ein gelungenes Wochenende an der Adriaküste, auch für die Organisatoren - das Paddock war vor allem am zweiten Tag rappelvoll.
Wie üblich, ging es in Misano nicht nur um die Truck-Racer, die auf der Rennstrecke die neue Europameisterschafts-Saison eröffneten. Im Fahrerlager hatten sich wieder ansehnliche Trucks versammelt. Für die meisten Besucher sind die aufgebrezelten Schönheiten ein genauso wichtiger Grund zu kommen wie die PS-Protze auf dem Rundkurs. Viele von ihnen kennen inzwischen den stämmigen Slowenen, der schon zum "Stammpersonal" in Misano gehört. "Seit sieben Jahren komme ich hierher und immer bekomme ich den gleichen Platz für meinen Truck," erzählt Viktor Smrdu stolz.
Als er das erste Mal in Misano aufkreuzte, fuhr der leidenschaftliche Trucker noch Volvo. Der 57-Jährige kommt aus Postojna (berühmte Tropfsteinhöhlen). Den Stolz auf die Heimat soll sein LKW zeigen: "Ich will Werbung für mein Land machen," sagt Smrdu über den Scania, der mit Motiven aus Slowenien bemalt und TRUCKER-Lesern bekannt ist.
BEKANNTER SHOWTRUCK, KOMPLETT NEU LACKIERT
Kenner des Truckertreffens mögen einwenden, der Laster sei ein alter Hut. Das gilt vielleicht für das Blech, doch der Lack ist taufrisch: Erst zwei Wochen vor der Fahrt nach Italien holte Viktor seinen Scania aus dem Atelier von Marijan Pozar in apjane (Kroatien) ab. Der Airbrusher hat dem 620-er ein neues Make-up verpasst. Wieder mit Szenen aus Viktors Heimatstadt Postojna, der dort eine große LKW-Werkstatt betreibt. Wer die Touristenattraktion des Ortes nicht kennt, wird sich vielleicht ein wenig über das seltsame Geschöpf wundern, das auf der linken Seitenverkleidung lauert - die blinden Grottenolme gibt's tief unten in der Tropfsteinhöhle. Was vielleicht nicht schlecht ist, denn besonders schön sehen die Biester nicht gerade aus.
Im nächsten Jahr will Smrdu wieder nach Misano kommen. Wer ihn sucht: Es ist der Scania gleich rechts neben dem Haupteingang. Nicht zu verfehlen.