Wenn ein Lastwagen in Schlangenlinien über die Autobahn schlingert, ist oft Alkohol im Spiel – das ist die Erfahrung von Dieter Schäfer, dem jüngst ausgeschiedenen langjährigen Leiter der Verkehrspolizeidirektion Mannheim. Dem gefährlichen Treiben auf Deutschlands Hauptverkehrsachsen wollen er und der von ihm mit gegründete Verband „Hellwach mit 80/ km/h“ nicht länger tatenlos zusehen. „Deutschland tut zu wenig, um die Verkehrsteilnehmer vor den Folgen des Alkoholkonsums von Berufskraftfahrern zu schützen“, sagte Schäfer der „Deutschen Presse-Agentur“. „40 Tonnen werden in Händen eines Alkoholikers zu einer gefährlichen Waffe.“
Mit einer Petition an den Bundestag will die Organisation „Hellwach mit 80 km/h“ – ein Netzwerk aus Unternehmen, Spediteuren, Versicherungen und Verbänden – Landrats- und Ordnungsämter auf Trab bringen. Diese müssten auf „Saufgelage“ auf Rastplätzen vor Ende des Wochenendfahrverbotes am Sonntag um 22.00 Uhr reagieren und präventiv Gefahrenabwehr betreiben. Es gebe rechtlich alle Instrumente, auch die Fahrer aus dem Ausland bei Überschreiten der Grenze von 1,6 Promille zu belangen. „Ihnen kann wie deutschen Fahrern nach ärztlicher und medizinisch-psychologischer Begutachtung mit negativem Ergebnis die Fahrerlaubnis aberkannt werden“, betonte Schäfer.
Initiative „Hellwach“ verweist auf Unfallzahlen
Die Zahl der Unfälle mit Beteiligung von Lastwagen liegt seit langem bundesweit bei rund 40.000 im Jahr, die Zahl der dabei Getöteten beträgt laut Statistischem Bundesamt nahezu 800 im Jahr. Sie liegt damit allerdings deutlich unter der Zahl der Verkehrsunfälle mit Pkw-Beteiligung. Alkoholisierte Fahrer zu entdecken, gleiche der Suche nach der Nadel im Heu. Die glaubwürdige Drohung, die Fahrerlaubnis zu verlieren, dürfte seiner Meinung nach hingegen manchen Fahrer aufrütteln.
Alkohol führt nach Erfahrung Schäfers auch zu Auseinandersetzungen unter den Fahrern. So habe erst kürzlich ein betrunkener Lkw-Fahrer an einem Wochenende einen Streit mit zwei Kollegen auf einem bayrischen Lkw-Rastplatz vom Zaun gebrochen. Ein Mann sei dabei krankenhausreif geschlagen worden.
ACE nimmt alle Verkehrsteilnehmer in die Verantwortung
Unverständnis für die Stoßrichtung der Initiative äußerte der Auto Club Europa (ACE). Im Kampf gegen Alkohol am Steuer dürfe keine Gruppe herausgepickt werden, betonte Sprecher Sören Heinze. Der ACE hat einen breiteren Ansatz als „Hellwach“: Fahren unter Alkoholeinwirkung sei eine der häufigsten Unfallursachen – unabhängig von der Fahrzeugart. „Deshalb gilt bei uns: Wer fährt, trinkt nicht, und wer trinkt, fährt nicht – und zwar für alle Verkehrsteilnehmer“, so Heinze. Problematisch sei auch der total unterschätzte Restalkohol. „Nach drei Stunden ist mitnichten alles vorbei.“ Er rät: „Im Zweifel das Auto stehen lassen.“
Doch auch ACE findet bislang wenig Gehör. Das Bundesverkehrsministerium griff die Idee des Autoclubs nicht auf, einen Pilotversuch zu Alkolocks zu starten. Diese blockieren die Zündung, wenn das Messgerät dem Fahrer zu hohen Atemalkohol bescheinigt. Der Verband wollte die Funktionalität und Zuverlässigkeit von Alkoholmessgeräten testen – mit Blick auf eine mögliche verbindliche Einführung.