Das Zusammenwirken von ökologischen, wirtschaftlichen und technologischen Faktoren fördert die Entwicklung des hochautomatisierten Fahrens – insbesondere im Güterverkehr. Obwohl der regelmäßige Einsatz vollautonomer Lkw noch einige Jahre entfernt ist, können Logistikunternehmen schon heute mit hochautomatisierten und leistungsstarken Ansätzen erhebliche Vorteile erzielen.
Die Forschung und Entwicklung im Bereich des fahrerlosen Lkw-Verkehrs gestaltet sich vielseitig. Eine große Rolle spielt dabei die fortschrittliche Vehicle-to-Everything-Kommunikation (V2X), bei der Fahrzeuge und Infrastruktur in Echtzeit miteinander kommunizieren. Ein ebenso wichtiges Thema stellt die Bereitstellung separater Fahrspuren für autonome Fahrzeuge dar. Diese, von der Infrastruktur abhängigen Ansätze, erfordern jedoch enorme technologische und physische Investitionen. Abgesehen von einer flächendeckenden 5G-Infrastruktur müssen auch die Verkehrswege entsprechend angepasst werden.
Vielversprechender und schneller umzusetzen sind daher von der Infrastruktur unabhängige Lösungen. Bei diesem Ansatz des hochautomatisierten Fahrens wird zwar weiterhin eine Person zur Überwachung des autonomen Fahrsystems in der Kabine benötigt, dafür aber die Sicherheit, die Effizienz und der Fahrerkomfort verbessert. Solche Technologien sind bereits heute kommerziell verfügbar und können als Teil des Fertigungs- und Montageprozesses eingebaut werden. Ein großer Vorteil der hochautomatisierten Fahrtechnologien besteht zudem darin, dass sie zu einem späteren Zeitpunkt auf einen vollständig fahrerlosen Betrieb umgestellt werden können. So erhalten Flottenbetreiber eine nahtlose Lösung aus einer Hand, auch wenn sich die Technologie weiterentwickelt.
Es gibt viele Gründe, warum der Güterverkehr und insbesondere der Lkw-Fernverkehr, bei der Entwicklung autonomer Fahrtechnologien eine Vorreiterrolle einnimmt. So verbringen Lkw zum einen den Großteil ihrer Zeit auf Autobahnen und damit in einer längeren und weit weniger komplexen Fahrumgebung als dem Stadtverkehr. Dies kommt autonomen Fahrsystemen entgegen, da diese Szenarien weit weniger Berechnungen bedürfen. Zum anderen ist die Transport- und Logistikbranche unter Druck, wo immer möglich Kosten- und Effizienzvorteile zu erzielen. Hier können hochautomatisierte Lösungen helfen, indem sie die Fahrer entlasten und deren Sicherheit erhöhen sowie aufgrund von weniger Unfällen auch die Haftungskosten reduzieren. Die KI-Fahrunterstützung kann zudem den Kraftstoffverbrauch senken, was zu einer weiteren Senkung der Kosten und der Kohlenstoffemissionen führt.
Aufgrund steigender Kraftstoffpreise, akutem Fahrermangels, geopolitischer Umwälzungen und Klimaregulierungen sind Erstausrüster und Flottenbetreiber enormen Druck ausgesetzt. Logistikunternehmen sind daher zunehmend auf der Suche nach hochautomatisierten Lösungen, die ihnen dabei helfen, sich gegen immer häufigere und schwerere Krisen zu rüsten. Hochautomatisierte Fahrzeuge können hier unterstützen und so Unterbrechungen der Lieferkette vermeiden.
Logistikunternehmen und Technologielieferanten gehen vermehrt Partnerschaften ein, die Innovationen beschleunigen und gleichzeitig wertvolle Vorteile für OEMs, Flottenbetreiber und Fahrer bieten. Durch die Zusammenarbeit mit Anbietern für hochautomatisiertes Fahren erhalten die OEMs Zugang zu neuen Technologien, die ihnen einen Wettbewerbsvorteil verschaffen. Dies treibt die Entwicklung im Markt voran, wovon in der Folge auch Logistikunternehmen profitieren. Technologielieferanten profitieren ebenfalls durch die engere Zusammenarbeit. Denn sie erhalten wertvolle, reale Fahrdaten, die anschließend zur Optimierung und Verfeinerung der Lösungen genutzt werden können. Eine Win-Win-Situation also für alle Beteiligten.
Anders als häufig befürchtet, wird hochautomatisiertes Fahren den Berufsstand des Fahrers nicht bedrohen, sondern erweitern, verändern und vor allem erleichtern. Auch mit fortschreitender Automatisierung wird es immer Menschen brauchen, die die Technologie überwachen und notfalls das Steuer übernehmen. Die KI kann aber gerade lange Strecken angenehmer gestalten und dem Fahrer ermüdende, sich häufig wiederholende Aufgaben abnehmen. Dadurch wird das Berufsbild wieder attraktiver und Logistikunternehmen können leichter neue Mitarbeiter gewinnen. Zudem entstehen neue Berufe wie Sicherheitsfahrer oder Fahrzeugbetriebsspezialisten, die die Entwicklung, Einführung und Wartung hochautomatisierter Fahrzeuge auf der Straße unterstützen.