Einen ersten Erfolg kann der neue DAF bereits für sich verbuchen. Bislang liegen 8000 Neubestellungen vor – obwohl noch kein Kunde das Auto gefahren hat! Das lag sicher vor allem an den Vorschusslorbeeren, die der neue bekommen hat.
DAF ist der erste Hersteller, der die neue EU-Längengesetzgebung in die Praxis überführt und mit einem 160 Millimeter langen, aerodynamisch optimierten Vorbau, für einen deutlich geringeren Luftwiderstand sorgt. Im größten der drei vorgestellten Modelle, dem XG+, wurde die Kabine nach hinten um 330 Millimeter verlängert, was einerseits zum Gefühl führt, als würde man einen Ballsaal und keinen Lkw betreten. Andererseits ist es aktuell noch nicht möglich Lang-Sattel mit der Langversion des neuen DAF zu bewegen, weil die Abnahmen zum BO-Kraftkreis noch nicht erfolgt sind.
Bisher kein Angebot mit alternativen Antrieben
Aktuell bietet DAF für XF, XG und XG+ keine alternativen Antriebe an. Versionen mit batterieelektrischen Antrieben, Hybriden sowie einem bereits statisch präsentierten Wasserstoff-Motor auf Basis des MX13-Sechszylinders sind in Vorbereitung. Generell zeigt sich DAF skeptisch, was die schnelle Einführung solcher Antriebe betrifft. Die Niederländer favorisieren eher umweltfreundliche Kraftstoffe. Was die konventionellen Motoren betrifft, bleiben die bisherigen Leistungseinstellungen unangetastet, dafür warten alle Triebwerke mit höheren Drehmomenten auf. Weiterhin setzen die Eindhovener auf eine Drehmomenterhöhung im höchsten Gang, im Falle der Top-Motorisierung mit 530 PS sogar auf mehr Drehmoment in den beiden höchsten Gängen. Somit reicht das Leistungsspektrum von 367 PS und 1950 Nm beim Elfliter bis hin zu 530 PS und 2700 Nm im Dreizehnliter.
Bei den ersten Testfahrten zeigen sich tatsächlich alle gefahrenen Motoren ausreichend kräftig. Die Kritik der Fahrer, dass sich im Eco-Modus die Lkw eher „schlapp“ anfühlen, hat DAF reagiert und die Schaltstrategie entsprechend lebhafter ausgelegt. In Kombination von besserer Aerodynamik, optimierten Motoren, verbesserter Schaltstrategie und angepasster Steuerung des vorausschauenden Tempomaten soll der Kraftstoffverbrauch der neuen Modelle um insgesamt 10,2 Prozent unter denen der vergleichbaren Vorgängermodelle liegen. Nicht zu vergessen wurde der XF um 175 Kilo leichter. Selbst das Topmodell XG+ wiegt trotz Luxuskabine lediglich 20 Kilo mehr als ein Super Space Cab der noch aktuellen Generation.
Spiegelsystem ist top
Bei den einzelnen Fahrtests fällt auf, dass die neuen DAF tatsächlich extrem leise geworden sind – vor allem die Versionen mit Kamerasystem statt Spiegel. Übrigens zeigt sich das Spiegelsystem als sehr gut. Schwächen anderer Systeme, etwa „Blitzen“ bei LED-Scheinwerfern in der Nacht, konnte DAF wirkungsvoll vermeiden. Auch mit den serienmäßigen Spiegeln, die ebenfalls mit deutlich weniger tote Winkel aufwarten, ist die Sicht top, das Windgeräusch auf sehr niedrigem Niveau.
Grundsätzlich sind die Fahrzeuge auf sehr hohen Komfort und maximale Sicherheit ausgelegt. Letztgenannten Punkt können wir allenfalls in der Theorie bestätigen. Aber die Fahreigenschaften liegen durchaus auf dem Niveau eines hochwertigen Reisebusses. Auch die Lenkung hat DAF überarbeitet. Sie glänzt durch sehr niedrigen Kraftaufwand, für manche Fahrer geht das schon in Richtung Gefühllosigkeit um die Mittellage. Ungeachtet des Modells gefällt der Neue mit einem tollen Fahrerarbeitsplatz. DAF findet einen guten Kompromiss aus digitalen Funktionen und gelungener analoger Bedienbarkeit.
Einen Wermutstropfen gibt es
Einen kleinen Wermutstropfen gibt es bei all den positiven Botschaften dennoch: Mit dem Streben, Scania Paroli zu bieten – was durchaus gelungen ist – hat sich der Preis der aktuellen Modelle deutlich erhöht. Ein der VerkehrsRundschau bekannter portugiesischer Unternehmer hat von seinem Händler ein Angebot für einen XG+ 530 in sehr guter Ausstattung über 125.000 Euro. Dafür würde man, so der Fuhrunternehmer, auch schon einen gut ausgestatten Scania 770 bekommen.
In Anbetracht dessen, dass knapp über die Hälfte der 8000 bestellten neuen DAF XG und XG+ sind, scheint das Geld der Unternehmen aktuell locker zu sitzen. Ein gutes Auto gibt es auf jeden Fall dafür.