Auch in den Niederlanden wird der Diesel immer teurer und die nächste europäische Abgasstufe rückt näher. Weshalb auf der - allerdings in kleinerem Rahmen - wiederauferstandenen Messe RAI in Amsterdam neben Euro 6 alternative Antriebskonzepte Vorfahrt hatten.
So zeigte DAF bei seinem "Heimspiel" erstmals die neue Euro-6-saubere MX-13-Motorengeneration, die ab 2013 in Produktion gehen soll (siehe auch Bericht ab S. 26). Darüber hinaus präsentierten die Holländer mit dem "XF-Exclusive-Edition" ein weiteres Sondermodell. Die in schmuckem Blau-Metallic lackierte Zugmaschine ist auch in Deutschland erhältlich und bringt neben allerlei optischen Verschönerungen auch sinnvolle Extras wie Standklima, Spurbindungsassistent und Abstandstempomat mit. Bislang nur eine Studie ist dagegen der LF mit einem im Dachbereich optimierten britischen Kofferaufbau, mit dem DAF zunächst die Publikumsreaktionen auf aerodynamisch optimierte Verteiler-LKW testen will.
Dagegen zeigten Mercedes und Scania ihre bereits lieferbaren Euro-6-Modelle von New Actros sowie G- und R-Baureihe. Neu bei Scania sind die überarbeiteten H7-Klarglas-Frontscheinwerfer mit integrierten LED-Tagfahrleuchten, die den P-, G- und R-Scanias jetzt optional den Weg leuchten. Darüber hinaus forciert man Alternativen zum Diesel. Mit dem Flüssig-Erdgas-betriebenen 9-Liter-Fünfzylinder zielen die Schweden vor allem auf den schweren Verteilerverkehr. Dafür reicht auch die maximale Tankkapazität von 245 Kilo Gas. Bis zu 80 Prozent weniger CO2-Emissionen verspricht Scania im Vergleich zum Diesel. In den Niederlanden ebenfalls wichtig: Der 305 PS starke Motor erfüllt das Piek-Lärmzertifikat, das nächtliche Anlieferungen in Ballungsgebieten erlaubt. Gleich zwei Gas-Alternativen hat Iveco im Angebot. Während die maximalen 650 Nm Drehmoment des Eurocargo CNG ausschließlich aus Erdgas "hergestellt" werden, treiben den 330 PS starken Cursor 8 im Stralis LNG wahlweise gasförmiges oder verflüssigtes Erdgas an.
AUCH IVECO RÜSTET SICH FÜR DIE EURO-6-NORM
Darüber hinaus rüsten sich auch die Italiener für Euro 6 und zeigten erstmals einen Cursor 11, der die strengere Schadstoffnorm ohne Abgasrückführung schafft. Zusätzlich könnte der 11-Liter-Motor künftig bis zu 500 PS leisten. Exakter wird Iveco zur IAA werden.
Bei Fuso feierte der Canter 4x4 Premiere, den die Japaner für schwere Einsätze abseits befestigter Straßen anbieten. Der Gelände-Japaner ist allerdings nur mit der stärksten 175-PS-Einstellung des 3,0-Liter-Diesels und bis 6,5 Tonnen Gesamtgewicht lieferbar. Anders als bei den 4x2-Versionen müssen hier fünf Gänge genügen.
Ebenfalls mit Allradantrieb zu haben sind Bremach T-Rex und Avia D 120, die neuerdings auf dem holländischen Exoten-Markt mitmischen. Der Avia ist darüber hinaus auch mit einem CNG-Erdgasantrieb erhältlich.
Bei den gezogenen Einheiten und Aufbauten hielten vor allem die einheimischen Hersteller die Fahne hoch. Das hundertjährige Firmenjubiläum feierte man bei Van Eck und zeigte einen tiefkühlfähigen Doppelstockinnenlader mit verstellbarem Zwischenboden (siehe auch Seite 20). Eine schallabsorbierende Beschichtung für Boden und Wände sowie eine geräuscharme Ladebordwand und vor allem das unter der zweiten Ladefläche installierte Carrier-Kühlaggregat mit spezieller Kapselung sorgen dafür, dass der Auflieger die Piek-Norm erfüllt.
RAFFINIERT: LENKACHSE ELEKTRONISCH GEREGELT
Schubbodenspezialist Kraker zeigte seinen neuen "CF One Design Waste Trailer", der mit günstigen Anschaffungpreisen locken soll. Um kleinere Wendekreise kümmerte sich dagegen Konkurrent Knapen und bietet eine elektronisch gesteuerte Lenkachse von VSE an. Das RTS-E genannte System misst per Sensor am Königszapfen die Winkelverdrehung zwischen Zugmaschine und Auflieger und bremst über Luftventile wahlweise das rechte oder linke Rad ab. Das sorgt dann für das Einschlagen in der richtigen Richtung.