Was hat Sie persönlich dazu bewegt, den Fahr-Gut Club zu gründen?
Mein Vater war leidenschaftlicher Trucker. Als er starb, war ich gerade an einem Wendepunkt in meinem Leben und suchte nach neuen Herausforderungen. Ich wollte meine Erfahrungen im Marketing mit dem Andenken an meinen Vater verbinden. Schließlich wurde der FahrGut Club aus der Taufe gehoben.
Welches sind Ihrer Meinung nach die größten Probleme, mit denen die Branche zu kämpfen hat?
Es ist das Image. Durch die Ausweitung der Kabotage hat sich das noch mal dramatisch verschlimmert. Nicht nur der inländische Wettbewerb ist extrem hart geworden. Es häufen sich tödliche Unfälle von übermüdeten und/oder alkoholisierten Fahrern, wovon nach unseren Recherchen die meisten nicht aus Deutschland kommen. Dazu kommt die Sicherheit an Rastplätzen. Frachtdiebstähle nehmen zu und werden brutaler. Lösungsmöglichkeiten für mehr Sicherheit habe ich in meinem Projekt "Truck SAFE - sichere Parkplätze 2.0"(www.truck-safe.de) gezeigt.
Warum ist es so schwierig geworden, Nachwuchs zu bekommen?
Ich habe auf Ausbildungsmessen erlebt, wie Eltern ihre Kinder von Ständen der Transportbranche wegzerren und sagen: "Du sollst etwas Anständiges lernen." Eine Studie, die der Fahr-Gut Club erstellt hat, zeigt klar, dass die soziale Akzeptanz der Lkw-Fahrer das Hauptproblem ist. Trucker sind die Blitzableiter für alles und jeden. Der FahrGut Club hilft Fahrern, einen fairen Arbeitgeber zu finden. Und wir haben Ideen, wie wir unsere Zusammenarbeit mit Jobcentern effizienter machen könnte. Infos dazu geben wir auf www.bkf.recruiting.de.
Wie lange gibt es den FahrGut Club bereits, und welches waren Ihre erfolgreichsten Aktivitäten?
2008 habe ich die Initiative gegründet, 2010 die ersten Webseiten online gestellt. Damals belächelt, ist FahrGut heute die führende Institution für Trucker und faire Unternehmen aus Transport und Logistik. Mit über 20.000 registrierten Fahrern und über 500 Unternehmen hat der FahrGut Club mittlerweile die Anerkennung des Bundesverkehrsministeriums.
Wie sind die Reaktionen auf Ihre Aktivitäten?
Gemischt, aber überwiegend sehr positiv und interessiert. Zu Weihnachten und an meinem Geburtstag bekomme ich zahllose Mails, und mein Telefon steht kaum still. Auch vonseiten der Politik erhalte ich viel Anerkennung und ein wenig Rückendeckung. Die wenigen, die Ärger machen, sind die, die Dreck am Stecken haben.
Was ist Ihnen bei der Arbeit besonders wichtig?
Die breite Masse soll schätzen lernen, was die Menschen hinterm Lenkrad leisten müssen und wie gelassen und hilfsbereit die meisten sind, obwohl sie viel Druck haben.
Leistet der FahrGut Club das alles ganz alleine, oder haben Sie Unterstützer für Ihre Arbeit?
Seit 2016 bin ich sehr dankbar für die Unterstützung des Trucker-Services der Heilsarmee, der uns bei unseren Geschenkaktionen unterstützt. Wir haben Partnerschaften mit Bosch Secure Parking und Deutsche Bahn Connect geschlossen. Hier stehen etwa sicheres Parken, neue Stellflächen und die Mobilität von Truckern außerhalb ihrer Trucks auf dem Plan.
Ist die Mitgliedschaft kostenpflichtig?
Für Trucker ist und bleibt die Mitgliedschaft kostenlos. Gewerbliche Mitglieder, also Mitglieder im FahrGut Member Club, zahlen einen Jahresbeitrag nach Anzahl der Mitarbeiter.
Was bieten Sie Ihren Mitgliedern an?
Einige Rabatte und alle Vorteile einer starken Gemeinschaft, wie in einer großen Familie, wo man füreinander da ist. Mit Aufklebern und Mitgliedkarte zeigen wir öffentlich den Zusammenhalt. Außerdem sind wir Anlaufstelle für viele Trucker und ihre Probleme geworden. Das Vertrauen, das mir entgegengebracht wird, macht mich stolz. Dadurch werde ich an meinen Vater erinnert, den ich sehr geliebt habe.
Was wünschen Sie sich für das Jahr 2018?
Dass all die fleißigen Menschen die Anerkennung erhalten, die sie verdienen.
Jörg Kibbat
ist Vorsitzender und Gründer des FahrGut Club, dessen Ziel die Aufwertung des öffentlichen Images der Berufskraftfahrer sowie der Logistik- und Transportbranche ist. Mit bereits mehr als 20.000 Mitgliedern agiert der FahrGut Club unter Einbindung gemeinnütziger Projekte zur Gewinnung neuer Fachkräfte, insbesondere Fahrpersonal. Außerdem unterstützt der Fahr-Gut Club sozial faire Unternehmen mit Lösungsansätzen und Veranstaltungen wie Tagungen und Workshops.