IM TEST: RENAULT T 520
Modell: T 520 High Sleeper Cab
Hubraum: 12.800 cm3
PS (kW): 520 (382) bei 1450-1900/min
Gesamtgew.: 7764 kg (getankt, m. Fahrer)
Listenpreis (Testfzg): 114.000,- Euro (brutto)
Auch wenn er in Deutschland seinen Exotenstatus nie ganz ablegen konnte, galt der Renault Magnum als Vorreiter einer innovativen Idee: der Kabine mit ebenem Boden. Auf seinem Konzept basieren Gigaspace und Co. Und selbstverständlich hat der Magnum-Erfinder Renault auch von der neuen T-Baureihe wieder eine Version im Programm, welche die Idee des Altvaters aufgreift: das "High Sleeper Cab" ohne Motortunnel.
Mit dieser Variante, kombiniert mit der aktuell stärksten Motorvariante, dem 520er, machte sich der TRUCKER auf zum Autohof Schweitenkirchen und stellte das französische Flaggschiff sechs Fahrern zum Testen zur Verfügung.
Andrejs Kolesmikows hat vor zwei Monaten einen Scania R 450 Streamline mit Highline-Kabine bekommen. Trotz des Hochdachs des Schweden bietet der Renault schon wegen der nicht vorhandenen Motorkiste viel mehr Platz. "Das dürfte auch der Grund sein, so Andrejs, "dass der Kühlschrank im T die bessere Lösung ist." Seiner Ansicht nach ist die Kühlbox nicht nur viel größer, sondern auch besser positioniert und funktionaler, weil auch während der Fahrt gut zu erreichen. Trotz seiner Größe empfindet er das Platzangebot auf dem Fahrersitz als gut. Gefallen findet Andrejs vor allem an den Sitzen. "Da lässt es sich bequem drauf sitzen und das Leder sieht schön aus, ist pflegeleicht und strapazierfähig." Die Spiegel findet er übersichtlich - vor allem würden sie nicht so zittern wie in seinem Scania. Als "tolle Idee" bezeichnet er das abschließbare Dokumentenfach. In den aktuell "unsicheren" Zeiten würde es nicht schaden, wenn man Wertsachen in der Kabine zusätzlich schützen könnte. Generell bezeichnet er die Stauraumsituation als "ausreichend". Als pfiffige Idee beschreibt er außerdem die Sonnenblendenerweiterung rechts und links. "Oft blinzelt die Sonne ja genau neben den eigentlichen Blenden vorbei - in dem Fall nicht."
Aart van Wijnen ist quasi im Konzernbruder des Renault T unterwegs: in einem Volvo FH 440, mit dem sich der Franzose Chassis, Grundmotor, Getriebe und Achsen teilt. Im direkten Vergleich findet der Niederländer, dass die Stauräume im Renault ganz gut sind. "Da hat Renault ja eine andere Philosophie als Volvo", weiß er. "Im Globetrotter XL gibt's ,verglichen mit der Standard-Kabine, deutlich mehr Stauvolumen." Im High Sleeper würde sich das nur auf den unteren Bereich wegen des ebenen Bodens beschränken. Aart ist ein genauer Beobachter und will von Renault-Pressemann Martin Böckelmann wissen, ob die elektrisch verriegelten Türen von innen auch ohne Strom aufgehen. "Falls mal die Batterien leer sind", wie er anmerkt. "Von innen gehen die auch ohne Strom auf", weiß Böckelmann. Es würde also niemand eingesperrt im T!
DAS ÜBERFRACHTETE LENKRAD KOMMT NICHT BEI ALLEN FAHRERN GUT AN
Für Aarts Geschmack findet sich im Renault zu viel Kunststoff im Cockpit, "aber das ist ja mittlerweile bei fast jedem Hersteller so." Die Sitzverstellung mit integriertem, höhenverstellbaren Gurt findet der Niederländer praktisch. Allerdings merkt er an, dass er das als Gurtmuffel nicht bräuchte ...
Mit einem Blick aufs Lenkrad stellt der Volvo-Fahrer fest, das Multifunktions-Volant habe schon ziemlich viele Einstellmöglichkeiten, um die zahlreichen hinterlegten Menüs bedienen zu können. "Da blickt doch keiner mehr durch und die eh immer dicker werdenden Handbücher liest doch keiner - wäre ja der Wahnsinn, wenn man sich da durcharbeiten müsste." Immerhin hat er eine gute Idee: "Warum legt ihr das nicht als elektronisches Handbuch auf den Info-Screen, mit den wichtigsten Punkten als Schnell-Menü? Dann kann man das als Fahrer schnell und übersichtlich abrufen, ohne sich einen Wolf zu lesen ..."
Die Sitze findet Aart gut klimatisiert, "aber leider kauft mein Chef so ein Sonderzubehör nicht". Beim Fahren legt der Niederländer einen heißen Ritt auf den Asphalt. Insofern nutzte er dem im Testtruck installierten Retarder intensiv. "Hat ordentlich Power, die Leistung lässt sich gut anpassen und mit 120 Kilo wiegt der nicht mal so viel." Die Spiegel mit ihren mächtigen Gehäusen waren gewöhnungsbedürftig für Aart. Die schlanke Lösung an seinem Volvo gefällt ihm um einiges besser, weil es weniger oft zum Toten Winkel kommt, trotz identischem Sichtfeld.
Schon bei der Einführung des neuen Renault wurde heftig über die Optik des Franzosen diskutiert. Mercedes-Fahrer Markus Pendini hat da eine eindeutige Meinung: "Die äußere Form des Renault gefällt mit nicht. Das Design ist - sagen wir mal, gewöhnungsbedürftig." Dafür findet er den, wie bei seinem New Actros ebenfalls über vier Stufen ins Innere führenden, Aufstieg beim T besser. Nach einem Blick auf die Scheinwerfer meint er: "Der Birnenwechsel lässt sich beim Renault einfacher bewerkstelligen. Das finde ich nicht schlecht."
Obwohl von seinem Actros verwöhnt, beurteilt er die Außenstaufächer des Renault als "gut und ausreichend". "Besonders das linke, weil es nach Anheben des Bettes einen zusätzlichen Zugriff aus dem Innenraum ermöglicht." Dann klappt er noch die Trittstufen vorne aus und verschafft sich Zugang zum Frontaufstieg. "Gut", attestiert er. "Kommt man zum Reinigen überall hin - obwohl ich nicht sehr groß bin." Ob er tauschen würde? Markus will sich nicht recht festlegen und meint diplomatisch: "Ich fahre ganz gerne Mercedes."
Rafal Komuda, der seit fünf Jahren einen MAN TGX fährt, kommt auf einen kurzen Sprung vorbei. Als klasse Idee tituliert er die Möglichkeit, im Renault-Cockpit die Schalter frei positionieren zu können. "Auch die Sitze sind sehr gut - besser als bei dem Renault, den ich früher gefahren habe." Vor allem die Idee mit dem drehbaren Beifahrersitz überzeugt Rafal. Nachdem er den großen Tisch an der Rückwand ausgeklappt hat, meint er: "Der ist ja echt groß, und das integrierte Geschirr sowie der Besteckkasten sind nette Gimmicks." Nachdem er sich intensiv dem Prospekt widmete und dann noch einen kurzen Kabinenrundgang macht, resümiert der MAN-Chauffeur knapp: "Staufächer sind auch ausreichend vorhanden."
Nicht gerade untermotorisiert ist Manfred Lipschinski unterwegs. Er fährt einen Volvo FH16 mit 650 PS als Spezialtransporter mit sieben Achsen und transportiert Industrie-, Bau- und Landmaschinen. Sein erster Eindruck vom Renault: "Die Lenkradverstellung ist nicht optimal. Ich hätte das Lenkrad vom Winkel lieber steiler stehen. Aber die Höhenverstellung sowie die Parkposition während der Pause sind insgesamt okay." Auch Manfred kommt zum Resümee, dass ausreichend Schränke und Staufächer vorhanden sind - "mehr, als in meinem Volvo". Das Bett, findet der Schwerlastfahrer, wäre ausreichend lang. "Ich find's außerdem gut, dass man die Schlafstatt verbreitern kann - auch wenn man dafür die Sitze ein wenig nach vorne rücken muss." Die Matratzen empfindet Manfred aber als zu weich.
DIE OPTIONALEN KLIMASITZE WÜRDEN ALLE FAHRER GERNE HABEN WOLLEN
Die Sitzposition beurteilt er als insgesamt gut und goutiert insbesondere, dass der Fahrer den linken Fuß nicht auf einer Erhöhung abstellen muss, wie etwa beim Mercedes. "Die Sitze sind gut und bequem, die optionale Klimatisierung ist eine feine Sache, wenn der Chef sie denn kaufen würde. Der Sicherungskasten ist gut zugänglich und die Höhe im Fahrerhaus ist enorm."
Den Vergleich zum Vorgänger hat Ronni Schweigert. Er fährt das Sondermodell "Magnum 03 Reißverschluss" und ist nach den inzwischen zurückgelegten 380.000 km mit dem Sondermodell ein nach eigenem Bekunden "absoluter Renault-Fan" geworden.
Ronni empfindet den neuen T als "innen wohnlicher und gemütlicher" als seinen Magnum. "Vor allem gibt es viel mehr Schränke und Ablagen. Da haben die Franzosen einen guten Job gemacht - am Neuen gefällt mir das Fahrerhaus-Interieur besser als vorher." Stehhöhe hat der High Sleeper genug, aber das böte ja auch schon sein Magnum.
Schade findet der Renault-Pilot, dass es wie beim Vorgänger das kleine Staufach unterhalb der Tür nicht mehr gibt. "Das war echt praktisch, um Arbeitshandschuhe, Lappen oder anderes Kleinzeug abzulegen."
Auf den typischen Magnum-Aufstieg angesprochen meint der Renault-Fan: "Der Einstieg beim neuen T ist eine absolute Verbesserung. Gerade im Winter, wenn die Handläufe und Stufen beim Magnum vereist waren, habe ich mich schon ab und zu geärgert." Das gehört beim T der Vergangenheit an. Schließlich widmet sich auch Ronni dem Handbuch, öffnet anschließend jede Serviceklappe und klickt sich durchs Menü des Bordcomputers. "Das ist ein echter Fortschritt! Was da alles hinterlegt ist, hilft dem Fahrer bei der Abfahrtskontrolle." Und was die Verarbeitung des Neuen angeht, kommt Ronni ebenfalls zu einem positiven Resümee: "Das ist gut gemacht. Und auch wenn der T keine so außergewöhnliche Erscheinung wie der Magnum mehr ist, hat Renault in der Summe einen guten Job gemacht."